So klein sie ist, so wichtig ist sie. Die Schilddrüse produziert Hormone, welche die gesamte körperliche Entwicklung und die seelische Verfassung beeinflussen. Stellt sie zu wenige oder zu viele her, leidet der ganze Organismus.
Ingrid Zehnder 10.13, letztes Update 5.6.2015
Die nur walnussgroße Schilddrüse, die direkt unter dem Kehlkopf liegt, ist die größte Hormondrüse des Menschen. Die schmetterlingsförmige Schilddrüse liegt unterhalb des Kehlkopfs vor der Luftröhre. Ihr linker und rechter Lappen sind durch einen schmalen Streifen (Isthmus) verbunden.
Die von ihr produzierten Hormone beeinflussen die Teilung und das Wachstum von Zellen und wirken an zahlreichen biologischen Vorgängen mit. Sie regulieren die Herztätigkeit, die Körpertemperatur, den Kreislauf, den Stoffwechsel und das Nervensystem. Im Kindesalter sorgen sie für gesundes Wachstum und die Entwicklung des Gehirns.
Unentbehrlich zur Erzeugung der Schilddrüsenhormone ist das Spurenelement Jod, das nicht vom Körper produziert werden kann und daher mit der Nahrung aufgenommen werden muss. Die Schilddrüse kann etwa 40 Prozent des verzehrten Jods aus dem Blut aufnehmen und es – bei guter Versorgung – auch auf Vorrat speichern. Der Rest wird mit dem Urin ausgeschieden.
Eine ausreichende Jodversorgung für Jugendliche und Erwachsene wird pro Tag mit 200 Mikrogramm – also 200 Millionstel Gramm (μg) – angegeben; Kinder von einem bis zehn Jahren sollten täglich zwischen 100 bis 140 Mikrogramm aufnehmen.
Die Hauptaufgabe der Schilddrüse (med. Glandula
thyroidea) besteht in der Speicherung von Jod und der
Bildung des jodhaltigen Hormons Thyroxin, abgekürzt
T4. Im Blut wird Thyroxin in das schneller und stärker
wirkende Trijodthyronin (T3) umgewandelt.
T3 und T4 sind im Blutkreislauf zum größten Teil an
Bluteiweiße gebunden. Bei Bedarf wird freies – also
nicht an Eiweiß gebundenes – T4 (fT4) und freies T3
(fT3) gebildet. Dabei ist nur ein winziger Teil (weniger
als 1 Prozent) frei im Blutserum vorhanden und wirkt
aktiv auf die Organe und den Körper.
Reguliert wird die Bildung der Schilddrüsenhormone durch den Hypothalamus (Teil des Zwischenhirns, ein wichtiges Steuerzentrum) und die mit ihm verbundene Hypophyse (Hirnanhangdrüse). Im Hypothalamus wird das Hormon TRH (Thyreotropin-Releasinghormon) ausgeschüttet, das in der Hypophyse die Freisetzung von TSH anregt. TSH steht für Thyroidea-stimulierendes Hormon, also Schilddrüsen-antreibendes Hormon. Die TSH-Ausschüttung wiederum wird bestimmt von der Menge der Schilddrüsenhormone T4 und T3 im Blut. Sind es zu viele, wird die Sekretion von TSH gedrosselt, bei zu wenigen wird sie angekurbelt.
Schweizer und deutsche Fachleute gehen davon aus, dass trotz Salzjodierung und häufigeren Seefischmahlzeiten als früher, immer noch etwa ein Drittel der Bevölkerung eine Schilddrüsenvergrößerung aufweist. In den meisten Fällen merken die Betroffenen davon zunächst nichts, auch wenn Ultraschalluntersuchungen schon messbare Veränderungen zeigen.
Frauen haben vier Mal häufiger als Männer Probleme mit der
Schilddrüse. Schon eine einfache Tastuntersuchung gibt Hinweise
auf Vergrößerungen des Organs und Gewebeknoten.
Der erste Schritt bei einer Diagnose der Schilddrüsenfunktion
ist die Bestimmung des TSHWertes
im Blut; ist er normal, kann eine Störung praktisch
ausgeschlossen werden. Bei abweichenden Werten
wird die Konzentration von freiem T3 und freiem T4
gemessen.
Weniger häufig als Vergrößerungen sind Knotenbildungen im Gewebe oder eine Überfunktion. Im Allgemeinen besteht der Auslöser dieser Erkrankungen in einem Jodmangel; Ursache können aber auch Immunkrankheiten, Entzündungen oder genetische Veranlagung sein.
Das sind vier linsengroße Drüsen auf der Rückseite
der Schilddrüse. Sie arbeiten völlig unabhängig von
der Namensgeberin. Das von ihnen produzierte
Hormon regelt den Kalzium- und
Phosphathaushalt. Ein Mangel an Selen, Eisen, Zink und Vitamin A kann
den Jodstoffwechsel negativ beeinflussen. Diese Vitalstoffe
sollten jedoch nur nach vom Arzt festgestellten
Mangel ergänzend eingenommen werden.
Auch Rauchen wirkt sich negativ auf die Funktion der
Schilddrüse aus.
Wer besonders auf genug Jod achten muss
Wer keinen Fisch oder keine Milch mag oder verträgt,
wer eine besondere Diät einhalten muss, wer lange
Zeit fastet oder ausschließlich vegan isst, sollte genau
auf seine Jodversorgung achten.