Dass Bluthochdruck durch Salz entstehen kann, ist nicht bewiesen. Zwar steigt der Blutddruck mit erhöhter Salzaufnahme, als Beweis für die Ursache von Bluthochdruck reicht das aber noch nicht. Denn auch zu wenig Salz kann schädlich sein.
Ob Bluthochdruck durch Salz verursacht wird, wurde in den letzten Jahren oft kontrovers diskutiert. Die WHO spricht von fast zwei Millionen Toten jährlich durch zu hohen Salzkonsum. Fast alle Studien belegen, dass bei einer erhöhten Salzaufnahme auch der Blutdruck steigt. Das wiederum kann bei dauerhaftem zu hohen Salzkonsum das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen, was wiederum zu mehr Todesfällen führen würde.
Der erhöhte Salzkonsum lässt den Studien zufolge den systolischen Blutdruck – der höhere der beiden Werte, der entsteht, wenn sich das Herz zusammenzieht und das Blut in die Gefäße presst – ansteigen. In verschiedenen Studien, abhängig vom Alter sowie Vorerkrankungen der Probanden stieg der Wert zwischen 1.3 und 2.97 mm Hg. Auch der diastolische Wert nahm um bis zu 0.78 mm Hg zu. Dies scheint gesichert. Ob aber dauerhafter Bluthochdruck durch Salz verursacht wird, ist dagegen nicht so klar.
Den Beweis, dass dauerhafter Bluthochdruck allein durch Salz hervorgerufen wird, konnte bisher keine einzige Studie erbringen. Die Studien über Bluthochdruck und Salz zeigen meist einen direkten Zusammenhang, werden dann aber mit ganz anderen Daten zu Todesfällen ergänzt. Die Rechnung mehr Salz gleich höherer Blutdruck gleich mehr Todesfälle greift deshalb zu kurz.
Denn ob hierfür das Salz allein verantwortlich ist oder externe Faktoren viel entscheidender sind, ist dagegen kaum untersucht. Mediziner betonen dass der Salzkonsum nur einer von vielen Faktoren – und bei Weitem nicht der wichtigste – für Bluthochdruck ist.
Das könnte erklären, warum in einigen Studien trotz höherer Blutdruckwerte die Sterberate bei vermehrtem Salzkonsum nicht anstieg. Eine extreme Reduktion von weniger als 3 Gramm Natrium oder 7.5 Gramm Salz pro Tag wirkt sich laut einer Studie sogar negativ aus. Das widerspricht aber allen gängigen Empfehlungen, die eine maximale Aufnahme von 6 Gramm pro Tag Salz fordern.
Eine Reduktion des Salzkonsums senkt nachweislich den Blutdruck, doch ist dieser Effekt am größten bei Personen, die bereits hohen Blutdruck haben, bei fettleibigen und älteren Menschen. Bei gesunden Personen dürfte eine Salzreduktion kaum zu einem entscheidenden Absinken des Blutdrucks führen.
Da die bisherigen Ergebnisse widersprüchlich sind, ist es auch schwierig, abschließende Epfehlungen abzugeben. Es bleibt also bei den früheren Empfehlungen:
Autor: Tino Richter
Letztes Update: 9.10. 2014
Was passiert bei erhöhter Natriumzufuhr im Körper und wie kommt es zu einem Anstieg des Blutdrucks?
Menschliche Zellen weisen einen bestimmten Salzgehalt auf. Wird zuviel Salz aufgenommen kommt es zu einem Konzentrationsgefälle von äußerem (außerhalb der Zelle) und innnerem Salzgehalt.
Duch
ständigen Austausch im Wasser-Elektrolyt-Haushalt werden diese Stoffe
ein- bzw. ausgelagert.
Kommt es jedoch dauerhaft zu einer überschüssigen
Salzkonzentration, lagert der Körper vermehrt Wasser an, um die
Salzkonzentration stabil zu halten.
Dafür muss das Herz mehr leisten, die Folge ist ein höherer Blutdruck. Wer unter Herzschwäche leidet, kann diesen Mehraufwand nicht mehr bewältigen.
Aus diesem Grund wird eine salzarme Ernährung empfohlen, damit der Blutdruck weniger stark ansteigt und die Gefäße entlastet werden – besonders bei Menschen mit Gefäß- oder Herzproblemen.
Der Zusammenhang von Salzkonsum und Blutdruck wurde bereits in vielen Studien untersucht. Ein Überblick.
Studie aus Belgien (2011)
Belgische Mediziner kamen nach einer Langzeitstudie mit mehr als 3500 Teilnehmern zu dem Schluss, dass der Salzkonsum keine übermäßige Auswirkung auf den Blutdruck der Probanden hatte. Lediglich der systolische Blutdruck stieg mit höherer Salzausscheidung an. Die Mediziner hatten anhand der über den Urin über einen Zeitraum von 24 Stunden ausgeschiedenen Salzmengen den Salzkonsum der Probanden eingeschätzt.
Das verblüffende Ergebnis der belgischen Studie: Probanden die wenig bzw. weniger Salz im Urin aufwiesen, hatten statistisch gesehen ein erhöhtes Todes-Risiko durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Wer dagegen überdurchschnittlich viel Salz ausschied, hatte kein solch erhöhtes Risiko.
Die belgischen Mediziner
konnten zeigen, dass die Zahl der Todesfälle aufgrund von
Herz-Kreislauf-Erkrankungen mit steigendem Salzgehalt im Urin sogar sank.
Mars5000 (2007-2011) und INTERSALT (1997)
Werden zu große Salzmengen aufgenommen, scheidet der Körper diese nicht wie ursprünglich angenommen binnen 24 Stunden wieder
aus. Bei den Probanden des Mars500-Projekts
fand sich unabhängig
von den Mahlzeiten mal mehr, mal weniger Salz im Urin. Der Salzgehalt schwankte. Das heißt,
dass Salz im Körper über mehrere Tage gespeichert wird. Und so eine Art Zyklus entsteht, der von dem Steroid Aldosteron, dem Stresshormon Cortisol und dem Sexualhormon
Testosteron begleitet wurde. Die Hormone schwanken in Rhythmen von rund 7-,
14- und 28 Tagen. Urin-Proben
von einem Tag sind daher kaum ausreichend, um die Salzaufnahme von Menschen zu beurteilen.
Die INTERSALT-Studie ergab, dass es eine Korrelation zwischen der Natriumausscheidung im Urin mit dem Blutdruck gibt.
Studie aus Exeter (2011)
Ein britisches Forscherteam von der University of Exeter
hatte bereits früher sieben große epidemiologische Studien zu diesem Therma miteinander verglichen und
detailliert überprüft. In den Untersuchungen waren bei Gesunden wie auch
bei Bluthochdruck-Patienten die Auswirkungen eines verminderten
Salzkonsums auf die Sterblichkeitsrate bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen
analysiert worden.
Die Forscher konnten jedoch keine statistisch gesicherten Beweise dafür finden, dass ein verminderter Salzkonsum tatsächlich zu weniger Todesfällen durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen führe, berichteten die Autoren. Man habe nur eine minimale Reduktion des höheren (systolischen) Blutdruckwertes um 1 bis 4 Millimeter Quecksilbersäule durch die Ernährungsänderung feststellen können.
DASH-Studie (2001)
Eine Reduzierung des Salzkonsums von hoch zu moderat, kann den systolischen Blutdruck um 1.3 bis 2.1 mm Hg reduzieren. Egal von welchem Level (hoch oder moderat) aus der Salzkonsum reduziert wurde. Die Differenz war umso größer, je höher der Salzkonsum war und wenn vorher bereits ein Bluthochdruck vorlag.
PURE-Studie (2014)
Wie bei der INTERSALT-Studie korreliert der Salzkonsum mit dem Blutdruck, wie die PURE-Studie ergab. Pro zusätzlchem Gramm Natrium stieg der systolische Blutdruck um 2.11 mm Hg, der diastolische um 0.78 mm Hg. Der systolische Anstieg war jedoch nicht linear, sondern stieg ab 5 Gramm Natrium mit jedem weiteren Gramm um 2.58 mm Hg.
Auch Alter und bereits bestehender Bluthochdruck wirkten sich negativ aus: Bei über 55-Jährigen stieg der Blutdruck um 2.97 mm Hg pro Gramm Natrium, bei unter 45-Jährigen betrug der Wert nur 1.96 mm Hg. Bei Hypertonikern waren es 2.49 mm Hg, bei Menschen mit normalem Blutdruck nur 1.30 mm Hg.
In der Nachbeobachtungszeit von 3.7 Jahren stieg die Zahl der Herz-Kreislauf-Erkankungen und Todesfälle bei erhöhter Natrium, aber auch bei geringer Kaliumzufuhr. Wer weniger als 3 Gramm Natrium pro Tag zu sich nahm, hatte jedoch ein signifikant erhöhtes Ereignisrisiko.
Harvard School of Public Health (2014)
Einer Ananlyse von Forschern der Harvard School of Public Health zufolge, soll eine zu hohe Natrium-Aufnahme (mehr als 2g pro Tag) für 1.65 Millionen Todesfälle weltweit verantwortlich sein. Laut der Analyse nehmen weltweit alle Menschen zuviel Natrium auf. Die niedrigsten Werte weisen afrikanische Länder südlich der Sahara mit etwas mehr als 2 Gramm Natrium pro Tag auf, am meisten Natrium wird in Zentralasien mit 5.51 Gramm konsumiert. 61.9% der Todesfälle betraf Männer, 38.1% waren Frauen. Im Durchschnitt ergab für Weiße mit normalem Blutdruck um die 50 Jahre eine Reduktion der Natriumzufuhr um 2.30 g pro Tag eine Abnahme des systolischen Blutdrucks um 3.74 mm Hg.
Die Studie beweist nicht, dass die Todesfälle mit kardiovaskulärem Hintergrund direkt mit dem Salzkonsum zusammenhängen, da hier unterschiedliche Studien herangezogen wurden.