Dass in den Wechseljahren ein paar Beschwerden auftreten, damit rechnen die meisten Frauen. Was aber viele dann doch überrascht, sind die Hitzewallungen mit den damit verbundenen Schweissausbrüchen. Die können ganz schön intensiv sein. Für viele das unangenehmste daran: Jeder in der Umgebung bekommt das mit. Hier die besten Tipps gegen das Schwitzen.
Autorin: Annette Willaredt
Das Schwitzen hat in unserer modernen Welt keinen besonders guten Ruf. Rinnt der Schweiss, weil man gerade zehn Kilometer gejoggt ist, wird das selbstverständlich akzeptiert. Aber einfach so schwitzen? Nasse Flecke unter den Armen? Ein feuchter Nacken, obwohl man nur am Schreibtisch sitzt? Das gilt als ungepflegt. Kein Wunder, dass sich Frauen in den Wechseljahren gar nicht wohl fühlen in ihrer Haut, wenn sie in aller Öffentlichkeit eine Hitzewallung bekommen. Dabei ist Schwitzen eine lebensnotwendige Fähigkeit des Menschen. Unser Körper verfügt über zwei bis fünf Millionen Schweissdrüsen. Sie verteilen sich auf der gesamten Haut. Besonders viele finden sich an der Stirn, den Handinnenflächen, den Fusssohlen und in den Achselhöhlen. Schweiß ist eine leicht saure Flüssigkeit, die vor allem aus Wasser besteht, aber auch Kochsalz, Harnstoff und Ammoniak enthält. Diese Flüssigkeit bildet einen Säureschutzmantel, der unsere Haut widerstandsfähig gegen Einflüsse von aussen macht und z.B. Keime abwehrt. Außerdem hilft der Schweiss, unsere Körpertemperatur konstant zu halten. Ist es heiss, bildet sich schnell dieser feuchte Film und sorgt dann automatisch für Kühlung.
Wir schwitzen immer dann, wenn das Temperaturzentrum in Gehirn gereizt wird. Das kann sein, weil es heiss ist, weil wir uns angestrengt haben, weil wir Stress haben oder aufgeregt sind. In den Wechseljahren wird dieses Temperaturzentrum von den Veränderungen im Hormonspiegel beeinflusst. Typisch ist hier, dass sich plötzlich eine Hitzewelle über Gesicht, Hals und Oberkörper ausbreitet. Das Gesicht rötet sich und es folgt ein Schweissausbruch, der einige Minuten anhalten kann. Bei manchen Frauen zeigt sich nur ein leichter Film über der Oberlippe und im Nacken. Andere sind dann klatschnass. Danach kehrt sich das Ganze meist um. Die Frauen beginnen zu frösteln.
Hilfe bringen den geplagten Frauen gleich mehrere Massnahmen. Zuerst zu nennen sind pflanzliche Präparate. Empfohlen werden z.B. Extrakte von Salbei. Eine Alternative zum Tee sind Frischpflanzenextrakte z.B. in Form von Tabletten. Gute Erfahrungen machen viele Frauen auch mit Granatapfelkernöl. Es enthält pflanzliche, östrogenähnliche Stoffe, die ausgleichend auf den Hormonhaushalt wirken.
Ebenfalls zu empfehlen sind physikalische Therapien. Dazu gehören z.B. morgendliche Wechselduschen. Man duscht den Körper eine Minute warm ab und dann ein paar Sekunden kalt. Mehrmals wiederholen und immer kalt abschliessen. Man geht davon aus, dass dadurch das Temperaturzentrum im Gehirn trainiert wird. Es lässt sich nicht mehr so leicht durch die hormonellen Veränderungen irritieren. Diesen Effekt haben auch regelmässige Saunabesuche. Auch hier das kalte Abduschen zum Abschluss nicht vergessen! Eine gute Idee ist es ausserdem, regelmässig Sport zu treiben und dabei mindestens drei Mal in der Woche richtig ins Schwitzen zu geraten.
Lassen sich die Hitzewallungen dadurch nicht ganz vertreiben, müssen sich Frauen im Alltag darauf einrichten. Sinnvoll ist es, luftige Kleidung zu tragen und auf den Zwiebel-Look zu setzen. Mehrere dünne Kleidungsstücke übereinander haben den Vorteil, dass man schnell etwas ausziehen kann, wenn es einem warm wird. Natürliche Materialien wie Baumwolle oder Leinen saugen den Schweiss auf. Synthetische Stoffe können bewirken, dass man noch mehr schwitzt. Ideal ist es, direkt auf dem Körper z.B. ein Shirt aus Baumwolle zu tragen und darüber eine Bluse zu ziehen. Das Shirt nimmt den Schweiss auf, die Bluse bleibt trocken. Um Schweissgeruch zu vermeiden, kann man ein Deo unter die Achseln auftragen. Dazu muss man wissen: Der Schweiss selbst riecht nicht. Es „müffelt" erst, wenn die Bakterien auf der Haut diesen in seine Einzelbausteine zersetzen. Dieser Prozess wird durch Deodorants gebremst.
Stärker gegen Schweisswirken sogenannte Antitranspirants mit Aluminiumsalzen. Sie verengen bei regelmässiger Benutzung die Schweissdrüsen. Doch diese Produkte sind auf Grund ihres Aluminiumgehaltes in Verruf geraten.
Ein natürliches Mittel ist der Apfelessig. Er zieht die Schweissdrüsen ebenfalls zusammen und reduziert so die Schweissbildung. Zudem bekämpft er die Bakterien, die für die Geruchsbildung verantwortlich sind. Man tränkt einen Waschlappen mit Apfelessig und reibt am Abend damit die am stärksten schwitzenden Bereiche ein. Über Nacht einwirken lassen und am Morgen abduschen. Im Gegensatz zu Deos kann man mit dem Apfelessig auch z.B. den Nacken oder die Brust behandeln, also jene Stellen, an denen sich bei Hitzewallungen bevorzugt Schweiss bildet. Zur äusserlichen Anwendung eignet sich auch ein Sud aus Eichenrinde. Dank der enthaltenen Gerbstoffe hemmt er die Schweissbildung. Man empfiehlt den Sud meist zur Behandlung von Schweissfüssen. Man kann sich damit aber auch regelmässig die Achseln oder die Hände waschen. Das Rezept: 200 Gramm Eichenrinde in einen Liter Wasser geben, einmal kräftig aufkochen lassen, dann fünf Minuten ohne Hitze ziehen lassen. Mit dem abgekühlten Sud Hände, Füsse oder Achseln abwaschen.
Unangenehm kann es sein, wenn man im Intimbereich immer wieder sehr schwitzt. In diesem Fall sollte man aber auf chemische Hilfen verzichten, weil das die empfindliche Haut hier nur irritiert. Besser ist es, die Haut täglich mit einem pH-neutralen Duschgel zu waschen. Vorteilhaft ist es, nur atmungsaktive Unterwäsche zu tragen, z.B. aus Baum- oder Merinowolle. Salbeitee ist auch im Intimbereich ein bewährtes Hausmittel. Einfach einen Tee aufbrühen, abkühlen lassen und die betroffenen Stellen damit abtupfen. Das wirkt auch den Bakterien entgegen, die für Gerüche sorgen.
Zusätzlich sollten Frauen in dieser Phase stark gewürztes Essen meiden und immer auf leicht Verdauliches wie Obst und Gemüse setzen. Den Konsum von Kaffee und Schwarztee reduziert man besser – Koffein regt das Schwitzen an. Das gilt auch für Alkohol. Gut ist, eine Entspannungstechnik wie autogenes Training oder progressive Muskelentspannung zu erlernen. Regelmässiges Üben macht insgesamt gelassener. Man kommt mit Stress besser zurecht – denn auch Stress oder die Angst, in einem unpassenden Moment eine Hitzewallung zu bekommen, kann einen Schweissausbruch auslösen.