Die hormonellen Veränderungen in den Wechseljahren wirken sich auch auf die Scheidenflora aus. Um Beschwerden wie Infektionen oder vaginale Trockenheit gegenzusteuern, ist die richtige Intimpflege entscheidend. Hier die besten Tipps.
Autorin: Annette Willaredt
Nimmt im Laufe der Wechseljahre der Östrogenspiegel ab, verändert sich das Gewebe im Intimbereich. Schamlippen und –hügel werden oft empfindlicher und die Schleimhaut innen in der Scheide wird dünner und trockener. In jüngeren Jahren ist die Vagina bei gesunden Frauen immer mit einer dünnen, klaren Flüssigkeit befeuchtet. Die schützt die Intimregion zum einen vor kleinen Verletzungen z.B. beim Geschlechtsverkehr. Zum anderen hilft dieser Film dank seiner Besiedelung mit Milchsäurebakterien, Infektionen zu verhindern. Die zunehmende Trockenheit kann Beschwerden wie Juckreiz, Brennen oder Beschwerden beim Sex begünstigen. Vorbeugen kann eine optimale Intimhygiene.
Sekrete aus der Vagina, die Bakterien und Pilze hinausbefördern, Fett, welche die empfindliche Haut aussen in der Intimregion geschmeidig halten – all das sammelt sich im äusseren weiblichen Genitalbereich. Würde man sie nicht entfernen, könnten sich schädliche Bakterien hier vermehren. Waschen ist also wichtig, aber übertreiben sollte man es nicht. Einmal täglich den äusseren Schambereich (also den Schamhügel sowie die inneren und äußeren Schamlippen) mit warmem Wasser waschen, das genügt völlig – vor und in den Wechseljahren. Wer dazu gerne einen Waschlappen nimmt, sollte ihn nach jeder Benutzung wechseln und bei 60 Grad waschen, um einer Ausbreitung von Keimen entgegenzuwirken. Eine Alternative sind Einmal-Waschlappen.
Waschlotionen oder Seifen können hingegen die Haut austrocknen und dadurch den körpereigenen Schutzmechanismus schwächen. Noch weniger zu empfehlen sind Seifen und Co. mit Duftstoffen oder Intimsprays, sie können die Haut reizen. Frauen, die trotzdem Reinigungsprodukte verwenden wollen, sollten zu pH-neutralen, unparfümierten Lotionen greifen. Es gibt auch besonders milde, auf den pH-Wert der Vaginalregion abgestimmte Produkte, die zusätzlich Milchsäurebakterien enthalten. Hierzu kann man sich von der Frauenärztin oder in der Apotheke beraten lassen. Die weibliche Scheide hat ein leicht saures Milieu und reinigt sich dadurch quasi selbst. Sie braucht deshalb überhaupt nicht gesäubert werden. Scheidenspülungen zerstören das natürliche bakterielle Milieu.
Für viele gehört das Entfernen der Schambehaarung zur Intimhygiene dazu. Tatsächlich ist das auch nicht falsch, denn sind keine Haare da, können sich auch weniger Bakterien festsetzen. Das beugt unangenehmen Gerüchen und Infektionen vor. Wichtig ist aber, die sensible Haut nicht mit ungeeigneten Mitteln wie chemischen Enthaarungscremes oder einer Trockenrasur zu reizen. Besser ist die Nassrasur unter der Dusche mit einem Rasierschaum oder einer milden Waschlotion ohne Duftstoffe. Dabei ganz wichtig: Immer in Haarwuchsrichtig arbeiten. Das beugt dem Entstehen kleiner roter Pickelchen entgegen. Danach die Haut trockentupfen und eine Creme oder Babypuder auftragen, um Entzündungen zu verhindern.
Zur äusserlichen Pflege empfehlen sich parfümfreie Lotionen. Ist die Haut sehr trocken, kann man sie auch mit Vaseline oder hochwertigen Ölen einreiben. Besonders Frauen, die öfter unter gereizter Haut leiden oder dazu neigen, Pilzinfektionen in der Scheide zu bekommen, können zu gutem Kokosöl greifen. Es pflegt, hält die Haut geschmeidig und wirkt leicht pilzabwehrend. Bei Trockenheit in der Scheide kann man feuchtigkeitsspendende Gele anwenden. Sie sollten aber keine Konservierungsmittel oder Duftstoffe enthalten. Diese würden die Trockenheit eher verstärken.
Nach dem Stuhlgang ist es ratsam, sich immer von vorne nach hinten abzuwischen. Das verhindert, dass Darmkeime in die Vagina gelangen und dort für Infektionen sorgen. Nach dem Wasserlassen sollte man den Bereich mit weichem Papier abtupfen. Am besten verwendet man ganz normales Papier. Solches mit Duftstoffen oder auch feuchte Tücher können den natürlichen Schutzmantel der Haut irritieren.
Synthetische Wäsche sorgt für ein ungesundes Klima. Sie verhindert die Luftzirkulation und sorgt dafür, dass sich die Wärme staut. Man schwitzt vermehrt. In der Feuchtigkeit können sich Pilze oder Bakterien wunderbar vermehren. Das gleiche gilt auch für Slipeinlagen mit einem Kunststoffüberzug oder Strumpfhosen aus Nylon. Sehr enge Hosen fördern das Schwitzen im Intimbereich ebenso. Ratsam ist es, Baumwollunterwäsche zu tragen und sie täglich zu wechseln. Diese Slips kann man auch bei 60 Grad waschen; die hohe Temperatur ist nötig, um Keime abzutöten.
Viele Frauen, die auf die Wechseljahre zusteuern und noch ihre Periode haben, haben trotzdem bereits Probleme mit vaginaler Trockenheit. Sie sollten jetzt statt Tampons Binden verwenden. Tampons saugen auch die natürliche Scheidenflüssigkeit auf. Besonders am Ende der Menstruation, wenn die Blutung nur noch gering ausfällt, kann das ein Austrocknen deutlich verstärken. Viele Frauen spüren das ganz direkt. Der Tampon fühlt sich dann unangenehm und wie ein Fremdkörper an.