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Lebererkrankungen

Lebererkrankungen und was der Leber schadet

Das schwergewichtige Organ hat zahlreiche, lebensnotwendige Aufgaben, denn es beeinflusst die Verdauung, den Stoffwechsel, den Blutkreislauf und den Hormonhaushalt. Viele lebenswichtige Funktionen werden ausschließlich von der Leber wahrgenommen. Würde die Leber ausfallen oder in ihrer Arbeit außerordentlich behindert sein, käme es zu einem Abfall des Blutzuckers und infolgedessen zur Schädigung der Hirnzellen. Das Versagen der Eiweißherstellung würde zu Störungen des Hormon- und Enzymaufbaus führen. Wegen des Mangels an Gerinnungsfaktoren im Blut käme es schon bei geringfügigen Anlässen zu Blutungen. Die nicht abgebauten Stoffwechselgifte würden zu einer raschen Schädigung sämtlicher Körperzellen führen.

Bei lebensbedrohlichen Schädigungen ist, anders als bei den Nieren, eine Dialyse bei der Leber nur kurzfristig möglich. Während die Entgiftungsfunktion heutzutage kurze Zeit maschinell aufrechterhalten werden   kann, gelang es bisher nicht, die Aufbaufunktionen künstlich nachzuahmen.

Was passiert eigentlich in der Leber?

Wir essen zu üppig und zu fett, wir trinken Alkohol, wir rauchen. Beim kleinsten Unbehagen schlucken wir Medikamente. Statt auf die Qualität und den kontrolliert biologischen Anbau achten wir bei Lebensmitteln eher auf die Preise. Wir infizieren uns mit Bakterien und Viren. Aus Unkenntnis oder Leichtsinn essen wir die falschen Pilze. Wir ärgern uns ständig und tun nichts gegen ungesunden Stress. Sind wir uns eigentlich darüber im Klaren, wer das alles ausbaden muss?

Mit durchschnittlich 1,5 Kilogramm ist die Leber das größte und schwerste Organ des Menschen und wird von anderthalb Liter Blut pro Minute durchflossen. Sie befindet sich größtenteils im rechten Oberbauch unterhalb des Zwerchfells, mit dem sie teilweise verwachsen ist. Man spricht von einem rechten und einem linken Leberlappen, wobei der rechte wesentlich größer ist.

Eine gesunde Leber hat eine glatte Oberfläche und sieht aufgrund der starken Durchblutung rötlich-braun aus. Sie besteht aus Milliarden von Leberzellen sowie aus Blutgefäßen und Stützsubstanz. Die Leberarterie führt sauerstoffreiches Blut zur Eigenversorgung von der Hauptschlagader heran. Aus der Pfortader kommt das (zu verarbeitende) Blut, das zuvor den Magen- und Darmtrakt sowie die Milz durchflossen hat.   Abgeleitet wird das Blut über die Lebervene, die in die untere Hohlvene mündet, welche direkt zum Herzen führt.

Was schadet der Leber? Und warum?

Mangelnde «Vorverdauung» im Mund durch zu hastiges Essen, denn gründliches Kauen und Einspeicheln erleichtern der Leber die Arbeit.

  • Dauerhaft falsche Ernährungsweise (zu fett, zu viel),
  • Übergewicht, weil überschüssiges Fett (auch) in den Leberzellen abgelagert wird. Auf Dauer schränkt dies die Funktion der Leber ein (Fettleber).
  • Zuviel Alkohol. Etwa 90 Prozent des Alkohols muss in der Leber abgebaut und umgewandelt werden, etwa in Acetaldehyd, das in grossen Mengen die Zellfunktion der Leber schädigt. Alkohol behindert zudem den Abbau von Fettsäuren, die dann in den Leberzellen gelagert werden – sie verfetten.
  • Zigaretten-, Zigarrenrauchen,
  • häufiger Medikamentengebrauch,
  • Rückstände aus Schädlingsbekämpfungsmitteln, Schwermetalle und chemische Zusätze in der Nahrung. Nikotin, Teer, Rückstände von Medikamenten und Pestiziden, aber auch angeschimmelte/angefaulte Lebensmittel belasten die Leber. Sie ist auch eine Art Deponie für Schwermetalle wie Blei, Kupfer oder Cadmium, die unter Umständen mit der Nahrung aufgenommen werden.
  • Anabolika, also chemische Eiweiss-Aufbau-Mittel, meist Hormone, mit deren Hilfe man mehr Körpereiweiss in Form von Muskeln aufbauen will. Das kann zu Leberverfettung führen.
  • schlechte Atmung,
  • zu wenig Flüssigkeitsaufnahme,
  • zu wenig Bewegung, weil die   Leber dann schlechter durchblutet wird.

Erkrankungen der Leber

Schwere Lebererkrankungen sind: Tumore, Autoimmun- und Stoffwechselerkrankungen, Virusinfektionen (Hepatitis B und C), toxische Erkrankungen durch Pilzvergiftungen, Umweltgifte und Medikamente sowie die alkoholisch bedingte und die nicht-alkoholisch bedingte Leberentzündung. Letztere betrifft hauptsächlich Übergewichtige und Diabetiker (Typ 2) und wird immer häufiger festgestellt. Wenn auch Ursachen und Verlauf dieser Krankheiten sehr unterschiedlich sein können, die Spätfolgen gleichen sich. Es kommt zu einer Zerstörung der Leberzellen, die kranke Leber vernarbt und schrumpft. Medizinisch heisst das Zirrhose. Schwerwiegende Folgen einer Zirrhose: Wasserbauch, Störung der Hirnleistung, Blutungen aus Krampfadern in Magen oder Speiseröhre, in sehr ungünstigen Fällen auch Leberkrebs. Durch geeignete frühzeitige Therapien lässt sich ein solcher chronischer Verlauf oft erfolgreich verhindern.
Die Hepatitis A, auch als Reisehepatitis bekannt, weil sie durch schlechte hygienische Verhältnisse und fäkal-verunreinigtes
Wasser, Lebensmittel oder Personen vor allem in der 2. und 3. Welt verursacht ist, wird nicht chronisch und führt zur lebenslangen Immunität. Eine Hepatitis   A oder B lässt sich auch durch Impfung vermeiden, eine Hepatitis C nicht.

Gelbsucht – ein Warnsignal

Gelbsucht ist keine Krankheit, sondern das Symptom einer Funktionsstörung oder einer Schädigung der Leber. Auch
Gallensteine, Entzündungen der Gallenwege oder Tumore können zu einer Gelbsucht führen. Ursache der Gelbfärbung
von Haut, Schleimhäuten und Augenbindehaut ist ein Stau des gelben Bilirubins, eines Stoffes, der beim Abbau roter Blutkörperchen in der Leber entsteht und normalerweise zu einem sehr kleinen Teil über die Nieren   und den Urin, zur Hauptsache jedoch mit der Gallenflüssigkeit über den Darm und den Stuhl entsorgt wird.

Die Fettleber

Eine Fettleber hat man nicht, man erwirbt sie nach und nach. Deshalb kann eine Fettleber, im Gegensatz zu einer Zirrhose, rückgängig gemacht werden. Strenger Alkoholverzicht und Abnehmen bzw. eine geeignete Ernährung   sind die Therapiemittel der Wahl. So kann eine Fettleber schon nach einigen Wochen ausheilen.

Anzeichen einer Leberstörung

Tückisch an Lebererkrankungen ist, dass die Leber keine Schmerzen macht und keine eindeutigen Warnzeichen abgibt.
Mögliche Beschwerden im Anfangsstadium wie Müdigkeit, Konzentrationsprobleme, Ekel gegen bestimmte Speisen (Fleisch), Druckgefühl im rechten Oberbauch, häufige blaue Flecken, die nur langsam wieder verschwinden, sind eher unspezifisch. Schreitet die Krankheit fort, äussern sich die Symptome allerdings schwerwiegender: Juckreiz am ganzen Körper, Gelbfärbung der Haut oder   Augen, heller Stuhl und bierbrauner Urin, Übelkeit und Erbrechen, Blähbauch.

Zum Schluss – der Hoffnungsschimmer

Zwar trägt sie bei dauerhafter Überlastung bleibende Schäden davon, doch kann die Leber sich nach einer Phase der Überforderung auch rasch wieder erholen. Das Leberzellgewebe hat eine grosse Kapazität und entsprechende Reserven. Selbst der Ausfall grosser Areale durch Verletzung oder Erkrankung kann kompensiert werden. Etwa ein Drittel der Lebermasse kann ausreichend sein, um noch alle Pflichten zu erfüllen.

Autorin: Ingrid Zehnder