Husten ist ein sinnvoller Abwehrmechanismus unseres Körpers. Er hält die Atemwege frei und befreit Bronchien und Lunge von Schleim. Andauernder Reizhusten bei einer Erkältung jedoch strapaziert Hals und Nervenkostüm. Da sind lindernde natürliche Mittel angesagt.
Autorin: Dr. Claudia Rawer 01/15
Unsere Lunge steht als einziges inneres Organ in ständigem Austausch mit der Umwelt. Was auch immer die Luft, die wir atmen, enthält, die Lunge muss es verkraften. Ob Staub, Russ, Rauch oder kleinste Erreger, unser Atemorgan muss sich davor schützen. Das geschieht mit Hilfe eines professionellen Reinigungsteams: den Zilien und dem Hustenreflex.
Allerdings mit einem beträchtlichen Unterschied zum normalen Atemvorgang: Ausgeatmet wird gegen die geschlossenen Stimmritzen. Sie öffnen sich erst mit Verzögerung, wodurch ein sehr hoher Druck im Brustkorb entsteht und die ausgeatmete Luft mit einer Geschwindigkeit von mehr als 600 Stundenkilometern herausschiesst. Das Geräusch dieser Mini-Explosion nennen wir Husten.
Husten als Krankheitssymptom kann vielerlei Ursachen haben. Der trockene Reizhusten, der im Rahmen fast jeder Erkältung auftritt, ist zwar harmlos, aber oft quälend. Man bellt vor sich hin, der Hals wird wund, die Stimme knarzt, selbst im Schlaf findet man keine Ruhe. Nicht nur der Patient ist genervt, auch seine Kollegen im Büro, die Mitreisenden im öffentlichen Verkehr und die anderen Kinobesucher.
Verantwortlich für den Husten wie auch für andere Erkältungssymptome sind in aller Regel Viren. Dem geplagten Hals ist’s jedoch egal, wer ihn gerade heimsucht, er hofft auf Linderung. Da im Gegensatz zum sogenannten produktiven Husten, der den Schleim aus Bronchien und Lunge herausbefördert, trockener Reizhusten sogar schädlich für die Schleimhäute ist, ist das auch medizinisch sinnvoll. Schnelle und wirksame Erleichterung für die wunde Kehle bringen Haus- und pflanzliche Heilmittel.
Besonderes Augenmerk legten die Forscher bei ihren Untersuchungen auf die Anwendung von Honig bei Kindern. Babys unter einem Jahr sollten nämlich keinen Honig bekommen: Als Naturprodukt kann er Sporen des Bakteriums Clostridium botulinum enthalten. In äusserst seltenen Fällen können sich diese Sporen im Darm von Säuglingen (und bei sehr empfindlichen Erwachsenen) vermehren und das gefährliche Botulinumtoxin bilden, so dass es zu Vergiftungssymptomen kommt. Erst ab einem Alter von rund sechs Monaten verhindert der Darm die Ausreifung der Sporen.
Für Kinder ab etwa einem Jahr besteht jedoch keine Gefahr, im Gegenteil:
Diesen Namen soll der griechische Arzt Dioskurides der Königskerze (Verbascum) verliehen haben. Er wusste wohl, warum: Die Pflanze wird seit altersher gegen eine ganze Reihe von Beschwerden eingesetzt, zum Beispiel bei Hautproblemen, zur Behandlung von Wunden oder gegen Blasen- und Nierenbeschwerden. Am effektivsten jedoch erweist sich die majestätische Königskerze bei Katarrhen der oberen Atemwege. Die Blüten enthalten Schleimstoffe, sekundäre Pflanzenstoffe wie Flavonoide, Saponine und Iridoide sowie Trauben- und Fruchtzucker. Die Iridoide wirken entzündungshemmend, die Schleimstoffe lindern den Reiz und bilden eine Art Schutzfilm auf den geplagten Schleimhäuten.
Auch hier spielt vielleicht die Süsse eine Rolle: Die Blüten enthalten relativ viel Zucker, was Königskerzentee auch bei Kindern beliebt macht. Honig und Königskerze passen gut zusammen: Die «Flamme gegen Husten» ist bei Bienen als Futterpflanze sehr begehrt.
Wenn ein trockener Reizhusten als offensichtlicher Begleiter einer banalen Erkältung auftritt, lässt er sich auch gut mit Eibisch behandeln. Dieser Meinung ist beispielsweise Prof. Harald Morr, der Vorsitzende der deutschen Lungenstiftung.
Eibisch (Althaea officinalis) gehört zu den Malvengewächsen, die in den Blüten, Blättern und besonders in den Wurzeln ebenfalls Schleimstoffe enthalten. Diese Polysaccharide (Mehrfachzucker) heften sich an die Schleimhäute in Mund, Rachen und Hals und beruhigen sie. So wirkt Eibisch der Reizung und Entzündung entgegen, dämpft den Reizhusten und lindert Heiserkeit.
Schon im frühen Mittelalter wurden kandierte Stücke der Eibischwurzel als Mittel gegen Erkältungen eingesetzt. Später stellten Konditoren aus den klebrigen, zuckerhaltigen Wurzeln eine Süssigkeit her, in Deutschland Mäusespeck, in Frankreich «pâte de guimauve» genannt – und heute vor allem in den USA als «Marshmallow» überaus beliebt. Die heute industriell produzierten, quietschbunten Schaumzucker-Hütchen helfen allerdings nicht gegen Husten! Auch der Eibisch ist übrigens eine wertvolle Bienenfutterpflanze.
Ein Reizhusten, der bei einer Erkältung auftritt, lässt sich prima mit Honig und Heilpflanzen behandeln. Doch nicht jeder Husten ist harmlos. Gehen Sie zu Ihrer Hausärztin, wenn …