Auf all seinen Reisen studierte Alfred Vogel die Ernährungsweise der noch ursprünglich lebenden Völker. Er suchte nach “beweiskräftigen Anhaltspunkten und Argumenten” für seine Theorie, diese litten nicht oder kaum unter so genannten Zivilisationskrankheiten wie Rheuma, Gicht, Übersäuerung, Krebs oder Herzinfarkt. Er schrieb: “Ich wandte mich vielen Naturvölkern zu, verweilte deshalb in Nord-, Zentral- und Südamerika bei den Indianern, besuchte in Afrika jene Negerstämme, die noch nach alten Sitten und Gebräuchen leben, und ebenso interessierten mich in Asien jene Völker in der Nähe des Himalajas, von denen bekannt ist, dass ihre Lebensweise die natürlichste sei. Auch das Leben der Polynesier und Melanesier auf den verschiedenen Südseeinseln prüfte ich.”
Und damit kommen wir zum Thema Ernährung, einem Thema, das Alfred Vogel seit jeher beschäftigte. Wie Sie schon erfahren haben, ernährte er sich als Jugendlicher und junger Mann längere Zeit mit Rohkost, später jahrzehntelang vegetarisch, und erst in höherem Alter war er hin und wieder auch einem Fisch oder Stück weissen Geflügel nicht abgeneigt. Zu “richtiger” Ernährung gehörte für ihn vor allem auch das Masshalten beim Essen. Der körperlich kleine Mann war stolz darauf, sein Leben lang das Gewicht von 60 Kilo gehalten zu haben. Als junger, begabter Turner ernährte er sich vor dem Wettkampf mit Rosinen, Datteln, Mandeln, Äpfeln und getrockneten Bananen. Seine Turnkollegen indes versuchten, ihre Leistungsfähigkeit mit rohen Eiern und kräftiger Eiweissnahrung zu steigern. In seiner Zeitschrift gesteht er: “Meinen Kollegen wagte ich allerdings meine Ansicht nicht anzuvertrauen, denn sie hätten mich gründlich ausgelacht, war sie doch gegen die damals in Sportkreisen herrschende Meinung gerichtet.… es war schwierig, eigene Ansichten zu vertreten, was ich oft sehr bitter zur Kenntnis nehmen musste.”
Schon 1926, als gerade mal 24-jähriger Reformhaus-Besitzer in Basel, wies er sich als Ernährungstherapeut aus und wetterte in seiner Broschüre “Kleiner Wegweiser für Lebensreform” gegen das “Gespenst der modernen Lebensmittelindustrie”, die durch das Angebot minderwertiger Nahrungsmittel die “Lebensfreude erdrosselte”. In dem kleinen Heft klärte er auf über falsche Nahrungsmittel, die “ihrer Vitamin- und Komplettstoffe” durch “chemisch-mechanische Präparationsprozesse” beraubt worden waren. Geschickt verknüpfte der junge Ladenbesitzer diese Aufklärung mit seinem eigenen Warenangebot, dessen gesundheitliche Vorteile er eingehend beschrieb. “Natürliche Ernährung” basiert für Alfred Vogel darauf, “Naturprodukte in möglichst unveränderter Form” zu essen (Vollkornprodukte, Vollreis, unraffinierten Zucker). Genauso wichtig war ihm die Rationierung von tierischem Fett und Eiweiss sowie das Weglassen schädlicher Genussmittel wie Alkohol, Kaffee, Tabak etc.
Alfred Vogel schrieb Bücher und hielt ungezählte Vorträge zu Ernährungsthemen wie: Die Nahrung als Heilfaktor, Gift in der Nahrung, Zivilisationskrankheiten als Folge falscher Ernährung oder „Die Eiweissfrage“. Der Naturarzt musste seinen Patienten nur allzu oft den Zusammenhang zwischen mangelnder Leberfunktion und dem überhohen Konsum von tierischen Eiweissen und Fetten erläutern. Als dann ein guter Freund an einem Leberleiden starb, entschloss er sich, seine Erfahrungen und Kenntnisse über den “Grundpfeiler der Gesundheit” und das “wunderbarste Laboratorium” des Körpers niederzuschreiben.
Das Buch mit dem etwas störrischen, aber nichtsdestoweniger treffenden Titel “Die Leber reguliert die Gesundheit” erschien 1960 und lag drei Jahre später bereits in vier Fremdsprachen vor. Es behandelt umfassend sämtliche Ernährungs- und Diätfragen, Pflanzenheilmittel und physikalische Massnahmen zur Pflege von Leber, Galle und Bauchspeicheldrüse. Zudem beschäftigte er sich sehr intensiv mit “Rezepten” für gesunde Lebensmittel. Besonders am Herzen lag ihm vollwertiges Brot. Schon 1953 konstatierte er stolz, er “habe nun unter der Bezeichnung A.Vogels Flockenbrot ein Naturbrot herausgebracht, das gehaltlich genau dem Brot der Naturvölker entspricht”. Nichtsdestotrotz tüftelte er jahrelang an der Verbesserung seiner Rezepte für gute und bekömmliche Vollkornbrote – und berichtete jeweils ausführlich in den “Gesundheits-Nachrichten” darüber.
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